Feilen, sägen, hämmern: Arbeit in der Textwerkstatt


Seit April 2011 gibt es die Textwerkstatt „Textremisten“ in Berlin-Tegel. Autorinnen und Autoren aller Altersklassen, literarischen Genres und biografischen Hintergründe treffen sich jeweils einen Samstag im Monat um 11 Uhr zu einem intensiven Austausch über ihre literarischen Arbeiten.

Jeder Einzelne hat zehn Minuten Lesezeit, um eine Kurzgeschichte, ein Romankapitel, ein Exposé, eine Glosse, ein Essay oder jedes beliebige andere Prosawerk vorzustellen. Dieser Text wird dann in der Runde ausgiebig besprochen. Was ist bei den Zuhörern angekommen? Wo gab es logische Brüche oder Verständnisprobleme? Welche Formulierungen könnten optimiert werden? Erfüllt der Text seinen Zweck, oder weckt er vielleicht ganz andere Assoziationen als beabsichtigt? 



Für den Verfasser sind das wertvolle Anregungen, denn in diesem Rahmen von Kolleginnen und Kollegen hat er die Möglichkeit, nützliche Korrekturen auszuführen oder die Prämisse seines Textes neu zu bedenken. Alle anderen schulen ihre Urteilsfähigkeit, sammeln Erfahrungen, ziehen Parallelen zum eigenen Schaffen und erweitern ihr Wissen.

Die Textremisten bleiben aber nicht nur im geschützten Raum des EMSI am Emstaler Platz, sie suchen auch die Öffentlichkeit. In unregelmäßigen Abständen stellen sie die Ergebnisse der Werkstattarbeit bei Lesungen vor. Am 16. Dezember findet ihre Jubiläumsveranstaltung statt: Zum zehnten Mal kann man sie dann live erleben.



Rebecca Großefeste, Rose-Mary Hein, Helmut Schröder, Thorsten Falke, T. A. Wegberg und Inge Beer lesen weihnachtlich angehauchte Kurzgeschichten in der Kleinen Weltlaterne in Berlin-Wilmersdorf. Musikalisch begleitet werden sie dabei von Fanny Femme – ebenfalls langjährige Teilnehmerin der Textwerkstatt – am Klavier. 

Die Textremisten sind kein geschlossener Zirkel, sondern für jedermann offen, sofern er sich auf den Deal einlässt: Feedback annehmen und Feedback geben. Es gibt keine Teilnahmepflicht und erst recht keine Gebühren. Manche bringen frisches Obst, Snacks und Getränke mit, die dem Raum dann gelegentlich das Ambiente eines Brunch-Büfetts verleihen, aber dieser Eindruck täuscht – hier wird hart gearbeitet, und wenn die Textwerkstatt gut besucht ist, kann sie auch schon mal bis in den späten Nachmittag hinein dauern.



Auch wenn sich die Zahl und die Zusammensetzung der Teilnehmer immer wieder mal verändern, gelten die Gesetze der ersten Stunde bis heute: Es wird aufrichtig, aber immer sachbezogen kritisiert, es gibt keine persönlichen Attacken, und es wird immer sehr viel gelacht.


Wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich hier über die Termine für 2016 und die genaue Adresse informieren. 

Kommentare