Auch der zweite Tag der
Euro Pride Con 2016 bot mehr interessante Diskussionsforen, Workshops und
Autorenlesungen, als man wahrnehmen konnte – er war prall gefüllt mit
leckeren Häppchen, die teilweise parallel stattfanden und sich im Programmheft alle
verlockend anhörten.
Gerade die Lesungen der Autoren hätten mich sehr gereizt, doch fanden sie immer zeitgleich mit Gesprächen über ebenso reizvollen Themen rund um die LGBT-Literatur statt.
Die Diskussionsrunde zum
Thema Übersetzungen mit Julia Schwenk, Neus Casas und Feliz Faber (v. l. n. r.) bot Einblicke aus zwei verschiedenen
Perspektiven.
Der Dreamspinner-Verlag
dagegen kann mit Neus und Feliz zumindest zwei begabte Übersetzerinnen
vorweisen. Während Neus sich ganz offiziell auf ein Stellenangebot beworben
hat, verlief Feliz‘ Weg zu diesem (Neben-)Job ein bisschen verschlungener: Sie
hatte dem Verlag zunächst selbst verfasste Texte angeboten.
Einig waren sich alle
drei, dass es für einen guten Übersetzer unerlässlich ist, außerordentlich viel
zu lesen, und zwar in beiden Sprachen. Denn übersetzen heißt nicht nur, ein
Buch in eine andere Sprache zu übertragen, sondern auch die Stimme des Autors
sowie die Besonderheiten der Ausgangssprache zu berücksichtigen.
Originell, aber nicht
allzu inhaltsschwer gestaltete sich die Frage-
und Antwortstunde mit dem amerikanischen Autor Andrew Grey und seinem
Ehemann Dominique. Auch hier ging es wieder hauptsächlich um Trivia, reizend,
aber nicht unverzichtbar. Immerhin wissen wir nun, dass die beiden seit 20
Jahren glücklich verheiratet sind, Antiquitäten sammeln und sich auch die Arbeit
an Andrews Romanen teilen, denn Dominique schreibt sie sozusagen ins Reine.
Für Autoren gilt
übrigens, wie Andrew auf die Frage nach seiner eigenen Lektüre erklärte,
dasselbe wie für Übersetzer: Wer nicht lese, auch und gerade außerhalb des
eigenen Genres, der stagniere und gehe unter.
Mich persönlich hat der Einblick
in Andrews Arbeitsalltag fasziniert. Er beschränkt die Zeit zur Beantwortung
von Mails oder für Online-Aktivitäten auf rund anderthalb Stunden am Morgen.
Danach schaltet er seinen Internetzugang ab und widmet sich, einem recht festen
Zeitplan folgend, ausschließlich dem Schreiben. Beneidenswert – und konsequent!
In der Diskussionsrunde
zu Originalität des Schreibens waren
L. A. Witt, Meraki P. Lyhne, Monika de Giorgi und T. J. Masters (v. l. n. r.) überwiegend auf
Fragen des Publikums angewiesen, denn zum Einstieg in das Thema konnten sie
keine allzu neuen Erkenntnisse vermitteln: dass Originalität vom Genre abhänge
und sich auf Figur, Setting oder Szene beziehen könne; dass man sich beim
Schreiben keine Beschränkungen von außen auferlegen lassen darf; dass oft
jahrelange Recherche notwendig ist, um tief genug in ein Thema einzutauchen
oder dass der unbedingte Wille, für den Markt zu schreiben, in aller Regel zu
schlechten Büchern führe.
Eine Leserin hielt
dagegen, dass nicht jeder Text zwangsläufig originell sein müsse. Manchmal
wolle man doch auch einfach nur unterhalten werden und sich womöglich gar nicht
auf Experimente einlassen.
Wie gehen die vier Autor(inn)en denn nun vor, um Originalität in ihre Romane zu bringen? L. A. Witt macht ihren
Figuren gerne das Leben zur Hölle, um die Story in Gang zu setzen, Meraki
beobachtet Menschen auf Bahnhöfen und schreibt Kurzgeschichten mit ihren
Figuren, um sich ihnen zu nähern, Monika verwertet scheinbar nebensächliche
Alltagseindrücke, und T. J.s Figuren basieren oft auf Menschen, die er
persönlich kennt.
Sehr viele Details aus
dem Autorenleben, die in dieser Fülle vielleicht nicht mehr aufgenommen werden
konnten – darauf deutete zumindest ein Blick ins Publikum hin, das zu dieser
fortgeschrittenen Stunde ganz überwiegend mit Laptops oder Handys beschäftigt
war.
Zur Abschlussveranstaltung kamen dennoch fast alle noch einmal
zusammen, was ich ebenso erfreulich wie überraschend fand; immerhin haben viele
eine sehr weite Heimreise vor sich. Vielleicht war die angekündigte Verlosung
der Grund dafür, aber zuvor war eine fleißige und engagierte Beteiligung bei
der Evaluation zu verzeichnen.
Kritikpunkte waren in
erster Linie solche, die ich uneingeschränkt teile: fehlende Informationen über
die Teilnehmer der Diskussionsrunden, keine Kennzeichnung der Schwerpunkte
dieser Foren (eher für Autoren oder eher für Leser?) und die mangelhafte
Koordination der Vorab-Informationen über die Website.
Mich persönlich hat zudem
gestört, dass die von mir im Vorfeld abgegebenen Swag-Bag- und
Verlosungsmaterialien des Dead Soft Verlags entweder gar nicht oder erst auf
sehr nachdrückliche Bitte ihrem Zweck zugeführt wurden. Die rund 100
Kugelschreiber und der Stapel Flyer sind in nicht nachvollziehbaren Kanälen
verschwunden, aber die Umhängetasche und zwei Bücher fanden nach meiner
Intervention doch noch ihren Platz auf dem Losgewinner-Tisch.
An dieser Stelle danke
ich Simon Rhys Beck und dem Dead Soft Verlag sehr herzlich dafür, mir
die Teilnahme an der Euro Pride Con zu ermöglichen!
Es gab verdientes Lob und
eine Reihe bemerkenswerter Tipps und Anregungen für die Organisatoren: eine
Diskussion mit Lesern, eine mit Bloggern, Namensschilder für die Redner, eine
deutlichere Kennzeichnung jener Teilnehmer, die nicht fotografiert werden
wollen, und eine Blogliste im Programmheft. Eine spontan durchgeführte Abstimmung
ergab, dass eine große Mehrheit der Teilnehmer gerne wieder mit der
Gesprächsrunde zum Thema Vielfalt beginnen möchte.
Unter großem Applaus
konnten Dani Elle, Marc Fleischhauer und T. J. Masters verkünden, dass die nächste Euro Pride Con
definitiv am 24. und 25. Juni 2017 wieder im Hotel Berlin, Berlin stattfinden
wird.
Save the date!
Hey :) Die Flyer und Kugelschreiber sind in den Swag Bags. Habe selber einige davon in diese gepackt :)
AntwortenLöschenHi, it was nice meeting you and after some research I've actually even found your blog :)
AntwortenLöschenI just wanted to point out to you that Meraki P. Lyhne is wearing a red clip on her lanyard, you can see it a part of it just over the edge of the table.
So yes, more visible next year would be a good thing.
Liebe Grüsse
Sunne
I made it in your blog! *blush* But it is true you know, I do not always want something new. I do not mind another werewolf story as long as it is reasonably well written and entertaining. Maybe my next read will be something new and edgy but not when I just want something fun and fluffy on a Sunday afternoon.
AntwortenLöschenThe reason I started reading in English all this years ago is because I was annoyed with some of the translated book I read (in Dutch). They were just rubbish and wrong.
And you know it would be plain weird to read m/m in Dutch. It does not feel right.