„Mein erstes Manuskript ist fertig – wie finde ich jetzt einen Verlag?“
Weg vom Schreibtisch und raus in die reale Welt!
Suche in
stationären Buchhandlungen nach Büchern, die deinem eigenen Projekt ähnlich
sind. In welcher Abteilung liegen sie? Wer sind die Autoren, und bei wem
veröffentlichen sie noch? Welche Titel findest du ansprechend, welche eher
nicht?
Achte auch bei den Büchern, die du zum eigenen Vergnügen
liest, immer auf den Verlag. Sind sie professionell gesetzt, gut verarbeitet,
frei von Rechtschreibfehlern, und haben sie ein klar gestaltetes, dem Genre
entsprechendes Cover?
Auch bei Buchmessen solltest du dir die Produkte der
einzelnen Verlage genau ansehen und dich fragen, ob du deinen Namen gerne
einmal in einem davon wiederfinden würdest.
Notiere dir alle Verlage, die dir positiv aufgefallen sind
und bei denen du dir eine Veröffentlichung vorstellen könntest.
Große oder kleine Verlage anschreiben?
Du kannst versuchen, selbst Kontakt mit großen Publikumsverlagen
aufzunehmen, solltest dir aber darüber im Klaren sein, dass diese heute fast
ausschließlich mit Agenturen zusammenarbeiten. Sehr viel bessere Chancen wirst
du bei mittleren und kleinen Verlagen haben, die oft über zu wenige
qualitätsvolle Manuskripteinsendungen klagen.
Die folgenden Tipps gelten weitgehend auch für die Bewerbung
bei Literaturagenturen. Das Auswahlverfahren ist hier ähnlich rigoros wie bei
Verlagen, dafür verbessern sich deine Chancen, dein Manuskript auch bei einem
größeren Verlag unterzubringen – und du bekommst von einer Agentur viel
Unterstützung bei der Projektplanung, der Vertragsverhandlung und dem Marketing
deiner Veröffentlichung.
Schau dir auf den Websites der Verlage sehr sorgfältig ihr
Programm an. Gibt es eine bestimmte Programmreihe, in der ein deinem Manuskript
ähnelndes Buch erschienen ist? Wie heißt sie? Welche weiteren Titel finden sich
darin? Würde dein Roman gut in diese Reihe passen, oder gibt es bei diesem
Verlag noch eine andere, die vielleicht sogar besser geeignet wäre?
Skepsis ist geboten, wenn ein Verlag keinerlei
Spezialisierung aufweist. Möglicherweise handelt es sich dann um einen
sogenannten Druckkostenzuschussverlag, der sich die Veröffentlichung von
Büchern teuer bezahlen lässt. Das wirst du unter anderem daran erkennen, dass
die Einsendung von Manuskripten explizit erbeten wird. Aber selbst wenn das
nicht der Fall ist, wird ein Verlag mit einem unspezifischen, breit
aufgestellten Programm dich nur unzureichend fördern und vertreten können. Dein
Buch würde darin untergehen. Auch eine Agentur sollte sich auf bestimmte Genres
spezialisiert haben, denn nur dann ist gewährleistet, dass sie gezielt mit den
richtigen Ansprechpartnern in den Verlagen zusammenarbeitet.
Kann ich ein Paket schnüren und es an möglichst viele Verlage oder Agenturen schicken?
Auf (fast) jeder Verlagswebsite gibt es einen Menüpunkt
„Manuskripte“ oder ähnlich. Lies dir genau durch, welche Anforderungen dort
gestellt werden.
Versuch nicht, dem Verlag das Denken abzunehmen, indem du
statt der geforderten 20 lieber gleich 50 Seiten Leseprobe schickst („Die
brauchen einfach mehr Einblick in mein Projekt, um es richtig beurteilen zu
können“) oder den Lebenslauf ins Anschreiben packst („Dann sehen sie gleich, wie
viele tolle Veröffentlichungen ich schon habe“). Deine Professionalität kannst
du am besten beweisen, indem du dich exakt an die Vorgaben hältst. Da sie von
Verlag zu Verlag und von Agentur zu Agentur variieren, kannst du keine
Standardeinsendung verwenden.
Formuliere ein Anschreiben, das in wenigen Sätzen dein
Projekt und dich als Person vorstellt. Benenne klar das Genre und das Thema
deines Manuskripts. Beschreibe das Besondere daran (zum Beispiel die Spiegelung
einer aktuellen gesellschaftlichen Strömung) und deine persönliche Beziehung
zum Thema. Was macht dich zum Experten dafür?
Beschreibe deine Erfahrungen im Literaturbetrieb, auch wenn
sie dir noch so unbedeutend erscheinen. Hast du schon mal eine Kurzgeschichte in
einer Anthologie veröffentlicht? Einen Wettbewerb gewonnen? Bist du Mitglied in
einem Autorenverein? Hattest du schon Lesungen mit eigenen Texten? Hast du
Seminare, Kurse oder Workshops besucht, die mit Schreiben und Literatur zu tun
hatten? Bist du Gründer oder aktiver Teilnehmer einer (Online-)Schreibgruppe?
Wenn möglich, sprich den Empfänger mit Namen an. Dazu kannst
du zuvor beim Verlag anrufen: „Wer ist denn eigentlich bei Ihnen für die Reihe
XY zuständig?“ Lass dir den Namen notfalls buchstabieren, um peinliche Fehler
zu vermeiden, und frag auch nach, wenn nicht deutlich ist, ob es sich um eine
Lektorin oder einen Lektor handelt.
Dein Manuskript ragt heraus!
Bereite deine Unterlagen sorgfältig auf! Dazu gehören die
Einhaltung der Normseite, einseitig bedruckte, nicht gelochte oder geheftete
Blätter, eine klare Trennung von Manuskript, Anschreiben, Lebenslauf und
Exposé, ein gut lesbares Schriftbild und vieles mehr.
Versetz dich in die Lage der Empfänger, also des Lektors
oder der Agentin, die täglich einen ganzen Stapel solcher Einsendungen erhalten.
Womit kannst du es ihnen leichtmachen, deine zu bevorzugen? Wie kannst du dich
positiv von der Konkurrenz abheben, indem du beweist, dass du dich in ihre Situation
hineingedacht hast? Das gilt gleichermaßen für postalische wie für digitale
Sendungen.
Wenn du deine Unterlagen per E-Mail schickst, achte darauf,
jede in einer eigenen Datei zu speichern – und verwende deinen Autorennamen in
der Dateibenennung! Auf der Festplatte einer Lektorin oder eines Agenten wimmelt
es von Dateien namens Exposé.doc. Sie werden sehr dankbar sein, wenn eine mit
der Bezeichnung Felix_Schreiber_Exposé.doc dabei ist!
Wandle deine Dokumente keinesfalls in PDF um. Damit kann ein
Verlag nichts anfangen. Und wenn du jetzt schon Angst hast, dass jemand in
deinen Texten herumpfuschen könnte, solltest du das mit der Veröffentlichung
ohnehin noch mal gründlich überdenken.
Was nicht in deine Unterlagen gehört:
Originalillustrationen, Honorarvorstellungen, Coverideen, Sonderwünsche für die
Vertragsgestaltung, Zeugnisse und Zertifikate, Belegexemplare bisheriger
Veröffentlichungen, Links auf deine E-Books oder ein Empfehlungsschreiben
deiner Deutschlehrerin. Wenn du eine Autorenhomepage hast, kannst du die
Adresse im Anschreiben nennen. Dann sollte sie aber auch professionell gemacht
und gut gepflegt sein.
Schütz dich vor dem Absage-Blues
Im eigenen Interesse ist es sinnvoll, mehrere Verlage
zeitgleich anzuschreiben. Eine Absage – und du wirst viele davon bekommen! –
ist dann weniger schmerzhaft, weil du noch weitere Eisen im Feuer hast. Die
Enttäuschung kannst du durch die Hoffnung auffangen.
Du wirst keine differenzierten Rückmeldungen erhalten. Die
Standardbegründung für eine Verlagsabsage lautet: „Ihr Manuskript passt leider
nicht in unser Programm.“ Dahinter kann sich vieles verbergen, es kann aber
auch die reine Wahrheit sein. In diesem Fall hast du vielleicht nicht gründlich
genug recherchiert.
Wenn du dich lieber gleich bei Literaturagenturen bewirbst, solltest
du das Maschinengewehr deiner Bewerbungen auf Einzelfeuer umstellen. Viele
Agenturen möchten im Vorfeld wissen, mit welchen anderen Agenturen oder
Verlagen du bereits Kontakt aufgenommen hast. Diese Frage solltest du ehrlich
beantworten. Damit du nicht den Überblick verlierst, warte mit jeder neuen
Bewerbung am besten ab, bis du auf die vorherige eine Rückmeldung bekommen
hast.
Es ist sinnlos, nach konkreten Gründen für eine Ablehnung zu
fragen. Große Verlage oder Literaturagenturen müssten mehrere Vollzeitkräfte
einstellen, um diese Aufgabe erfüllen zu können. Nimm jede Absage als Ansporn!
Es gibt fast 2.000 Verlage und rund 150 Agenturen in Deutschland, auch für dich
ist das Passende dabei!
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