Gastbeitrag von Kay Ganahl: Hier und jetzt



Hier und jetzt, mein lieber Freund Chris, der für mich etwas Interessantes geschrieben hat, das ich mag:

In Gedanken versunken. Gerade bin ich eingestiegen. Die Tram fährt mit mir … ich weiß noch nicht genau, wohin. Erinnere mich jetzt, ach ja, am Eingang der Bankfiliale grüßte mich der Hobbywirt des Lokals „Zum Reisigen“, der von Beruf Architekt ist, so nett wie nie zuvor. Er ist eher Kollege als Konkurrent in der Baubranche. Ich habe ja unsere Beziehung jahrelang gepflegt. Allerdings, so kommt es mir vor, hält er sich für den Größten unter der Sonne.

Schmähen will ich ihn nicht, ehrlich!

Jedoch ist der Schmäh in mir …

Lasse ihn nicht mehr heraus, denn er steckt tief und ganz fest!

Platzt aus mir bestimmt nicht heraus!

Das finde ich akzeptabel,

Weshalb ich mich für gütig halte.

Bitte, zu keinem anderen Menschen ein Sterbenswörtchen, wie es heute um mich steht!

Höre mir selbst zu, denke nämlich richtig ausdauernd nach.

... nun, ich, der Architekt: Als solcher entwerfe, plane und realisiere ich Gebäude

leite Baustellen etc., bin auch ganz froh, in der Branche einen Namen zu haben

Schaffe das Elend des eigenen Berufsalltags gleich mit!

Unternehmerische Schlussrechnungen werden nur akzeptiert,

Ohne Nachforderungen,

Und alle vorherigen Abzüge sind zu berücksichtigen,

Denn es stärkt die Position des Architekten als Bauleiter!

Diesbezüglich könne man, höre ich immer wieder,

Sich glücklich schätzen ...

Architekten seien ja tatsächlich auch und gerade mächtige Götter,

Alle Götter haben, es sei hier deutlich mitgeteilt, etwas von Architekten!

Ob man will oder nicht, fast schicksalhaft, lebt man

In diesem schlechten Alltäglichen, dem Lebens- und Berufsalltag.

Kein Wunder, kein Wunder, kein Wunder:

Auch über mich herrscht das Joch des Alltags!

Brauche deshalb die schnellstmögliche Flucht vor dem Fluch,

Den die Zeit mir, ja uns mitbringt und

Brutal über uns alle stülpt!

Mein rotes, flauschiges Handtuch stopfte ich in die linke Hosentasche.

Habe, ehrlich gesagt, viele Flausen im Kopf.

Will mich treiben lassen!

Und liege heute auf meiner Wohnzimmercouch,

Doch das entspannt mich kaum.

Arbeitstermine scherbeln stets meine Psyche,

Alles Wirkliche ist unwirklich, wird von mir in den Betontransporter gefeuert.

Es gibt das tiefe Wollen nach Frohsinn und Miteinander, eben Harmonie,

Jedoch huldige ich, wie auch heute, oft dem Nichtstun!

Schrecken, oh Schrecken!

Asche über mein Haupt aber ich liege gerade. Puh.

Weg mit den Gedanken! Den Gefühlen!

Döse möglichst krass ins dümmliche

Bedeutungslose meiner Existenz.

Verdammt sei alles blöde Grübeln!

Stehe auf, stürze raus, bin auf den Straßen der Stadt

Einer Metropole des Nichts!

Einer dummen Durcheinanderordnung von Beton!

Einem unmenschlichen Schreckensszenario, dem ich ja doch immer wieder und mit

Der größten möglichen Willenskraft schnell entkommen will.

Es geht im nässeabweisenden Mantel

Durch den Regen

Und ohne viel zu reden,

Aber halte manchmal Selbstgespräche,

Dabei aufnehmend mit der Zunge alles Nass von oben,

Pfeifend auch ein Hoch auf das miese Wetter! Und

Die … schwache Börse, hyperaktive Hoden,

Zudem die Konkurrenten, Familie, Kollegen, Verwandte, all diese Idioten,

Immer nur weiter durch diesen Regen.

Menschen realisieren sich durch

Ihr Tun und Nichtstun und Wolkenaufenthalte ohne Sinngehalt,

Und es wird und wird nicht besser.

Tatsache, auf der Straße, wo man ist,

Verliert man die Nerven,

Stolpert und stürzt in den Graben,

Wo die Bauarbeiten längst aufgehört haben.


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