Dass Medien
Meinungsmacher sind, ist eine Binsenweisheit und muss hier nicht weiter
vertieft werden. Zwischen Lügenpresse und Freiheit des Wortes klafft oft eine
ziemlich große Lücke, und in den allermeisten Fällen haben wir keine
Möglichkeit, uns selbst ein Bild zu machen.
Was bedeutet es zum
Beispiel, wenn gegen einen Staatschef „massive Proteste“ stattfinden? Heißt es,
dass zwanzig Menschen mit Transparenten vor seinem Regierungssitz stehen und
„Buh“ rufen? Oder haben sich Tausende zu einem Demonstrationszug versammelt?
Wer bestimmt, ob eine
solche Meldung überhaupt in den Medien Verbreitung findet, und welche
Zielsetzung steht dahinter?
Wer schon mal Augenzeuge
eines pressewürdigen Ereignisses war und am nächsten Tag die mediale
Berichterstattung darüber verfolgt hat, wird sich wahrscheinlich verwundert die
Augen gerieben haben. Da werden Namen, Daten und Fakten vertauscht, verfälscht,
weggelassen oder hinzugefügt, und das selbst bei politisch ganz unbedeutenden
Begebenheiten wie einem Wohnungsbrand oder einer Charity-Gala.
Sogar die letzte Bastion
der Objektivität, das Interview, muss mit größter Vorsicht genossen werden. Und
damit spiele ich nicht auf die zweifellos technisch immer unaufwendigeren Schnitttechniken
an, sondern in erster Linie bringt mich eine verhältnismäßig neue Fragetechnik
in Rage, die sich rasant ausbreitet.
„Wie aufgeregt sind Sie
jetzt gerade?“, wird der nominierte Regisseur kurz vor der Verleihung des
Silbernen Bären gefragt. Oder der Reporter will vom Verkehrssenator wissen: „Wie dringend ist der Ausbau der Umgehungsstraße im Hinblick auf die bevorstehende Autobahnsperrung?“
Objektiv kann man hier nur mit einer Gegenfrage kontern: „Auf einer Skala
von 1 bis 10 oder in Prozenten?“ Denn die Emotionen und Einstellungen, die dem
Befragten bereits im Vorfeld unterstellt werden, sind nicht messbar, und
die Frage dient einzig der Beeinflussung sowohl des Interviewpartners als auch
des Zuschauers oder Zuhörers. Völlig unabhängig von der Antwort bestätigt sie die vorgefasste Meinung des Journalisten - und damit leider auch des unbedarften Publikums.
Wie stark lassen Sie sich
von plumpen Interviewtechniken manipulieren?
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