Abenteuer Selfpublishing

(c) Jordan Wegberg



Beitrag von Anja Urban

Im Oktober vergangenen Jahres veröffentlichte ich mein erstes Buch bei Amazon im Selfpublishing. Nachdem ich eine Weile versucht hatte, mein Cover selbst zu gestalten, sah ich ein, dass ich damit keinen Blumentopf gewinnen konnte. Seit Wochen hatte ich in Autorengruppen auf Facebook verfolgt, wie die Cover der anderen aussahen, und viele lösten Fremdschämen bei mir aus. Da ich so was auf keinen Fall anderen zumuten wollte, suchte ich mir eine Grafikerin. 

Ich gebe zu, Anna Spies hatte es nicht leicht mit mir, doch das Endergebnis war wunderschön.

 Der magische Funke
(c) Anja Urban

Glücklich ging ich damit an den Start. Der war alles andere als leicht, das Glück verwandelte sich schnell in helle Aufregung. Die ersten Versuche, Cover und Manuskript hochzuladen, schlugen fehl. Amazon lehnte die Daten immer wieder ab. Der Text lag in einem Bereich, der eventuell abgeschnitten wird. Um den Barcode war der gelbe Platzhalter zu sehen. Die Seitenzahlen stimmten in der Printvorlage nicht. Und so weiter und so fort.

Das E-Book zu formatieren war relativ leicht. Die Autorensoftware Papyrus, die ich dafür nutzte, erledigte das und spuckte eine fertige Datei aus. Vorher hatte ich das Manuskript in Word an Testleser geschickt und ihre Änderungen eingearbeitet. Akribisch ging ich den ganzen Text mehrfach durch.

Doch mir passierte ein grober Fehler: Ich kopierte den Text aus dem Word-Dokument in Papyrus und hatte zuvor nicht alle Änderungen angenommen oder abgelehnt, jedoch die Ansicht in Word gewählt, die mir das Endprodukt zeigte.

Das sah dann in Word zum Beispiel so aus: Elisa gehtging in die Scheune. In Papyrus wurde es zu: Elisa gehtging in die Scheune. Da ich den Text bereits so viele Male durchgesehen hatte, sparte ich mir den erneuten Durchgang. Was sollte schon geschehen?

Erfreut ging ich in die Leserunde, die ich bei LovelyBooks einberufen hatte. Schon bald fiel mein Fehler auf. Ich versank vor Scham fast im Boden. Eine auf Facebook befreundete Autorin schrieb mir kurze Zeit später: „Ist dir aufgefallen, dass nur auf den ersten Seiten dein Name und der Titel deines Romans stehen? Auf den folgenden Seiten steht links Titel und rechts Autor.“

Und so ging es weiter. Die Veröffentlichungswoche verbrachte ich mit wenig Schlaf und einem hochroten Kopf. Zum Glück kann man als Selfpublisher einen Fehler recht schnell korrigieren: einfach eine neue Datei hochladen. Auf die bereits gedruckten Bücher hatte das natürlich keinen Einfluss mehr. Und ich sage euch: Die maximal 72 Stunden Wartezeit, die Amazon benötigt, um das neue Manuskript zu prüfen und freizugeben, sind reine Folter! Ich habe die Verwaltungsseite des Buches bestimmt hundert Mal am Tag aufgerufen.

Tatsächlich begann ich schon zu zweifeln, dass ich für das Autorendasein gemacht bin. Doch dann begann das Wunder: Die ersten Rückmeldungen der Leser kamen. Natürlich hatten mir Freunde und Familie bescheinigt, dass ich gut schreiben würde, doch die haben mich ja auch lieb. Nun hörte ich das von völlig fremden Leuten. Mein Mann fand mich heulend vor dem PC, als ich die ersten Rezensionen bekam. Als er mich fragte, was los sei, zeigte ich mit zitternder Hand auf den Bildschirm: „Wahnsinnig guter Debütroman“, stand da. Oder „Nicht zum Aus-der-Hand-Legen“.

Natürlich gab es auch ein paar negative Kritiken, aber nachdem ich vor Glück geweint hatte, weil mein Buch es geschafft hatte, einige Leser zu begeistern, machten mir die nicht mehr ganz so viel aus. Im Gegenteil, ich nahm sie als Ansporn, noch besser zu werden, und konnte aus den Kritiken auch einige gute Verbesserungsvorschläge mitnehmen. 

Inzwischen habe ich vier Romane veröffentlicht. Die Aufregung beim Veröffentlichen ist nicht kleiner geworden, aber schlaflose Nächte bereitet sie mir nicht mehr – dafür allerdings viel Freude.




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